★ Angespielt ★
Folge #002 –
Mittelerde: Mordors Schatten
Willkommen zurück bei Angespielt. Heute erzähle ich von meinem Eindruck über Mittelerde: Mordors Schatten. Das neue Game aus dem Hause Monolith wurde in letzter Zeit heftig gehyped. Wird das Spiel aber diesem Hype gerecht? Wir finden es heraus.
Die Prämisse des Spiel ist so simpel wie einfach: Rache. Ihr spielt den Waldläufer Talion, der an der Grenze zu Mordor patrouilliert. Bis an jenem schicksalhaften Abend, an dem die Geschichte ansetzt, die Schwarze Hand Saurons zu einem ungeladenen Besuch vorbeischaut. Um die Stimmung auf die Spitze zu treiben, tötet er noch schnell alle Grenzer sowie ihre Familien, darunter auch unsere Frau und unseren Sohn. Zum Schluss bekommen wir noch stilecht ein neues Grinsen von Ohr zu Ohr ins Gesicht gezaubert. Doch was ist das – der Tod wird uns verweigert und unser Schicksal an den eines alten Elbengeistes gebunden.
Getrieben von dem Gedanken an Rache machen wir uns auf den Weg nach Mordor.
„Man kann nicht einfach nach Mordor spazieren“
Wie einfach man das kann, zeigt uns Talion. Solange man sich hinter oder seitwärts zu den Uruks bewegt, sehen diese einen nicht und man kann sich unbemerkt durch das Gebiet bewegen. Wenn es nicht die schiere Masse an Gegnern in diesem Spiel gäbe, hätte man sich in wenigen Minuten „durchgeschnetzelt“. Selbst wenn die Uruks nur Zentimeter voneinander entfernt durch die Lande ziehen, ist es schlicht egal, ob der Kamerad gerade einen grausamen Tod durch Grüße aus Sohlingen erfährt oder weitergrunzend dahintingelt und sich über die Sklaven beschwert. Die KI der Gegner ist gelinde gesagt nicht vorhanden. Die Gegner stehen die meiste Zeit teilnahmslos in der Gegend herum und reagieren nur sehr verzögert auf die kommende Bedrohung. Die Alarmierung der NPC´s braucht dabei gefühlte Ewigkeiten, während man einfach weiterläuft und somit ungesehen bleibt.
Das Kampfsystem
Ob man im Style von Assassins Creed durch die Gegend schleicht oder gegen schiere Gegnermassen in den Kampf zieht – der Spieler hat immer die richtige Antwort parat. Die Kletter- und Schleich-Mechanik ist haargenau Assassins Creed entliehen, funktioniert gut und spielt sich sehr ausgereift. In der Kombination mit dem „Free Flow“-Kampfsystem, welches aus den Batman Arkham-Teilen bekannt sein dürfte, ergänzt es die vorhandenen Lücken. Mit wenigen Tastendrücken entfesselt der Spieler mit sehr schön inszenierten Animationen und Möglichkeiten einen wahren Hagel an Attacken auf seine Gegner. Was machen aber die Gegner? Die schauen zu…
Während wir uns jeweils mit einem Uruk oder Hauptmann beschäftigen, entschließen sich ab und an einmal wenige Gegner, doch noch einzugreifen, werden aber schnell wieder mit einem Druck der Konter-Taste zurück auf die Ränge geschickt.
Als Spieler ist man zu keiner Zeit mit den gebotenen Herausforderungen überfordert. Wenn es nicht so viel Spaß machen würde, hätte ich das Gamepad schon lange zur Seite gelegt. Die Steuerung ist auf dem Gamepad sehr gut umgesetzt, die Keys machen Sinn und lassen sich im Kampfgetümmel auch sehr gut handlen. Dagegen steht die wirklich schlechte Umsetzung auf der Tastatur, wo Tasten sehr unsinnig und viel zu weit auseinander gelegt wurden. Ich empfehle hier klar die Steuerung des Spiels mit einem Gamepad.
Atmosphäre und Feeling
Das Spiel hat bis auf das Gebiet Mordor und die Erwähnung von Gollum und Sauron kaum etwas mit Herr der Ringe zu tun. Es will einfach kein richtiges „Herr der Ringe“-Feeling aufkommen. J.R.R. Tolkien versucht in all seinen Geschichten und Abenteuern immer den Fokus darauf zu legen, dem Leser etwas über Mut und Freundschaft zu vermitteln. Diesen Weg geht Mordors Schatten nicht. Hier geht es wirklich nur um Rache – je mehr Uruks das Zeitliche segnen, desto besser. Das Spiel wirkt in der Weltdarstellung äußerst stumpf und wäre auch sehr schnell relativ langweilig, wenn es diese Schwächen nicht durch seinen enormen Witz und die Herausforderungen durch das Nemesis-System wieder wettmachen würde.
Nemesis-System? Was ist das?
Dies ist das grundlegende Konstrukt in Mordors Schatten. Die meisten Uruks im Spiel sind prozedural aus einer fast unendlichen Anzahl an Fähigkeiten und Schwächen-Kombinationen generiert. Auch das Aussehen, welches wirklich beeindruckend individuell ist, wird zufällig berechnet. So wird für den Spieler eine Welt geschaffen, in dem kein Gegner dem anderen gleicht. Die Uruks bekämpfen sich dabei auch untereinander, um in den Rängen aufzusteigen und mächtiger zu werden. Tötet ein Uruk den Spieler oder einen anderen NPC, so steigt er im Rang auf und wird stärker. Die Ränkekämpfe können durch den Spieler direkt beeinflusst werden. So können im Verlauf des Spiels Uruks als Marionetten des Spielers eingesetzt werden, um das weitere Geschehen massiv zu steuern. Der Spieler kann Informationen über die Hauptmänner (Stärken/Schwächen) erfahren, indem er eine Art Gedankenverschmelzung à la Mr. Spock durchführt. Hier erfährt man allerlei nützliche Informationen, die sich auch sehr interessant verwenden lassen. Hat ein Hauptmann Angst vor Caragors, so lassen wir eine dieser netten Kreaturen auf sein Lager los und versetzen diesen Hauptmann in Angst und Schrecken. So können wir uns dann in Ruhe während seiner Flucht vom Ort des Geschehens um ihn kümmern, ohne dass seine Truppen eingreifen.
Uruks merken sich Begegnungen mit dem Spieler und reagieren bei einem Wiedersehen auch dementsprechend. Hat der Spieler schon einen Kampf mit diesem hinter sich, trägt der Uruk Narben und Verletzungen des letzten Treffens sichtbar am Körper. Dies kann daher rühren, das man beim letzten Kampf gestorben ist oder der Uruk nicht wirklich gestorben ist nachdem man ihn besiegt hat. Gerade letzteres wirkt manchmal etwas merkwürdig, passiert aber einige Male wenn der Hauptmann in der Story noch benötigt wird. Es kann auch passieren, dass Uruks panisch weglaufen, wenn sie den Spieler sehen, da dieser ihnen beim letzten Treffen ein wenig Respekt eingeprügelt hat.
Verbesserungen und Upgrades
Mit der Zeit erhält der Spieler Erfahrungspunkte und „Mirian“, welche für neue Fähigkeiten eingesetzt werden können, zum Beispiel: mehr Gesundheit, Freischaltung von Verbesserungsplätzen in Waffen, Geschwindigkeitsboni und einiges mehr. Die Verbesserungen für Waffen erhält der Spieler durch das Töten von Hauptmännern. Diese Verbesserungen sind sehr interessant, da es im Spiel nur eine festgelegte Bestückung mit Waffen (Schwert, Dolch, Bogen) gibt. Diese können aber in ihrer Wirkung enorm verändert werden, sei es durch Feuerschaden, Zurückgewinnen von Ausdauer oder explosiven Schlägen. Dies gibt dem Spiel nochmal einen schönen Anreiz zum Experimentieren.
Abschließende Meinung
Nach einigen Stunden Spielzeit und vielen erledigten Uruks bin ich zwar ein wenig enttäuscht, dass kein „Herr der Ringe“-Feeling aufkommt, dafür das Spiel aber enorm viel Spaß macht. Seien es die sehr witzigen Konversationen der Uruks untereinander oder das Metzeln durch Gegnermassen – Alles macht Spaß. Selbst die Sammelaufgaben, welche man nebenbei mitnimmt, sind unterhaltsam. Es ist ein rundes Paket, das aber an einigen Stellen noch etwas kantig wirkt. So ist die Hauptstory beispielsweise nur schmuckes Beiwerk und kaum der Erwähnung wert. Der Nachfolger, mit dem aufgrund des bisher schon absehbaren Erfolges zu rechnen ist, wird dies aber hoffentlich besser machen. Am Kampfsystem kann ich nichts bemängeln. Da ich auch ein Fan der Arkham-Reihe bin, fühlte ich mich direkt zu Hause. Technisch macht das Spiel einen sehr guten Eindruck und läuft auch auf schlechterer Hardware noch sehr gut. Wer hier einen Meilenstein der Videospielgeschichte erwartet, wird leider enttäuscht, aber ich bin auch schon sehr viel schlechter unterhalten worden.
Meine persönliche Wertung:
85 von 100 Punkten
Spiel
★ Mittelerde: Mordors Schatten ★
Action-Rollenspiel von Monolith Productions
Offizielle Seite: https://www.warnerbros.de/film/mordor/
★ Angespielt ★
Spiele-Reviews von Kellerkindern
Offizielle Seite: https://www.kellerkind.org/mehr/angespielt/
Hinweise
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